“Ohne psychische Fitness keine physische Fitness und umgekehrt“

Vor 25 Jahren zählte Holger Jungandreas zu den Gründungsvätern von Anstoß-Die Fußballschule und ist ihr bis zum heutigen Tage verbunden. Sportler begleitet er auch als Mental- und Motivationstrainer. Über seine Projekte und seine Philosophie spricht er in diesem Interview:

Du gehörst zu den Gründern von Anstoß-Die Fußballschule. 25 Jahre sind seither vergangenen. Wie siehst Du die Entwicklung von Anstoß? Was verbindet Dich heute noch mit der Fußallschule?

JUNGANDREAS Ich habe bis 2013 selbst noch Camps geleitet, und es hat mir immer einen Riesenspaß gemacht. Nach 18 aktiven Jahren bei Anstoß war aber die Zeit reif für eine Veränderung. Was in der Zwischenzeit passiert ist, ist schon fantastisch. Die vielen weiteren Angebote und Programme, der Ausbau der Camps, aber vor allem die enorme Professionalisierung, vor allem in der Außendarstellung, begeistern mich. Man merkt noch immer, wie mein Freund Mico (Michael Ziegler, d. Red.) „sein Kind“ lebt. Den Anspruch immer wieder neue Reize zu setzen, sieht man auch in den erstmals angebotenen mentalen Betreuungsmöglichkeiten.

Als diplomierter Sportwissenschaftler und Mentaltrainer befasst Du Dich beruflich mit den Themen Gesundheit und Ernährung. Worin liegt hier Deine Philosophie? Was sind Deine generellen Ansätze, um gesundheitliche Probleme zu bekämpfen?

JUNGANDREAS Gesundheitliche Probleme, vor allem bei zivilisationsbedingten Erkrankungen, beginnen meist mit zu wenig Bewegung, einer schlechten Ernährung (zu viel, zu fett, zu süß) und einer unausgeglichenen Lebenseinstellung. Die Wissenschaft hat erst vor rund zehn Jahren eindeutig festgestellt: Wenn uns ein täglicher Bewegungsreiz von 30 Minuten Nonstop (zum Beispiel bei einem Spaziergang) fehlt, werden wir langfristig krank. Die alte Bauernweisheit „2x wöchentlich 90 Minuten Sport“ gilt schon lange nicht mehr. Die tägliche Bewegung hilft auch mental, wieder in die Balance zu kommen

Für wie wichtig hältst Du bei einem Sportler die psychische Fitness im Vergleich zur physischen, um einen Wettkampf erfolgreich zu meistern? Welche Fehler werden in diesem Zusammenhang gegebenenfalls (zu) oft gemacht?

JUNGANDREAS Ohne psychische Fitness keine physische Fitness und umgekehrt. Eine gute psychische Fitness im Sinne von Resilienz macht den Unterschied auf dem Weg zum Erfolg aus. Der unbedingte Wille, gepaart mit dem Glauben an die eigene Leistungsstärke und die richtige Fokussierung, sind die Schlüssel zum Erfolg. Häufig ist der Wille da, auch der Glaube, aber bisweilen ist kein Plan, keine Struktur erkennbar. Die Fokussierung auf die Aufgabe, die zum Erfolg führen soll, und der Plan mit einer gewissen Struktur sind dann die Faktoren, die auch unerwartete Erfolge mit sich bringen. Resilienz (Widerstandsfähigkeit) kann man lernen. Gegenwind auch einmal aushalten und Widerstände annehmen und überwinden. Daran mangelt es am häufigsten. Die Bedeutung eines Zieles wird dann erst erkennbar, wenn die eigene Komfortzone verlassen werden kann.

Du bietest auch Seminare für (Sport-) Lehrer und Trainer an. Was ist der Schlüssel zum Erfolg, um Schülern/Spielern seine Botschaft so zu vermitteln, dass sie auch fruchtet?

JUNGANDREAS Als Trainer musst du authentisch sein und das Vorleben, was du von deinen Schützlingen erwartest. Wenn Du selbst nicht brennst, kannst du kein Feuer entfachen. Wichtig ist, gemeinsam mit den Spielern ein Ziel zu erarbeiten, festzulegen und den Fokus komplett auf dieses gemeinsame, große Ziel zu legen. Im Anschluss werden mittelfristige und kurzfristige Etappenziele festgelegt und eine gemeinsame Strategie, der die weitere Konzentration gehört.

Das Thema Motivation steht (auch) im Fokus des Seminars „Irgendwas geht immer“ am 20. November? Was erwartet die Teilnehmer da genau?

JUNGANDREAS In dem Motivationsseminar geht es darum wie ich durch Veränderung meiner Einstellung mein großes Ziel erreichen kann und dass alles innerhalb der Potentiale, die jeder hat, erreichbar ist. Der Tag ist zweigeteilt, nach einer theoretischen Einführung am Vormittag, erfolgt am Nachmittag ein aktives Üben: Zielfokussierung, Herausfinden von Potentialen und wie durch die sieben Säulen des Mentaltrainings fast alles möglich ist. Die Teilnehmer/innen sollen anders aus dem Seminar herauskommen, als sie hineingekommen sind – motiviert und inspiriert!

http://holgerjungandreas.de/